NIGERIA-REISEBERICHT FEBRUAR 2024 von Frau Ingrid Resch

Veröffentlicht am 16. April 2024 um 20:17

Unser Aufenthalt in Nigeria begann am 5.2.2024, als wir in Port Harcourt landeten. Ich war schon in mehreren afrikanischen Ländern, aber Nigeria ist ganz speziell, einerseits abenteuerlich und andererseits erschütternd und berührend.

In Umuezegwu, dem Heimatdorf von Kaplan Henry, wurden wir sehr herzlich und gastfreundlich im Haus seiner Eltern aufgenommen und versorgt. Wenn ich aus dem Fenster meines Zimmer blickte, sah ich auf die Dorfstraße mit tropischer Vegetation und Häusern.

Blick aus meinem Zimmer


Für Europäer ist es kaum vorstellbar, in welcher Armut und in welchem Elend die Landbevölkerung lebt: keine Arbeit, kein Strom, kein Fließwasser, keine Toiletten.

Wir freuten uns darauf, mit Spendengeldern und Kaplan Henrys Ersparnissen zahlreiche Projekte realisieren zu können, wie z.B.:

  • Überreichung von Nähmaschinen an alleinerziehende Frauen

  • Verteilung von Säcken mit Reis an ca. 100 Familien

  • Einkleidung von etwa 100 Kindern mit T-Shirts, Shorts, Sandalen, Kappen

  • Speisung von etwa 800 Kindern und Erwachsenen mit Reis und Fleisch

Diese Hilfsaktionen fanden immer im Hof des Hauses der Eltern Henrys statt und bei dieser Gelegenheit  möchte ich unbedingt festhalten, dass Henry immer mitten unter den Menschen war und von Kindern und Erwachsenen bestürmt wurde.


Ein besonderes Hilfsprojekt war der Abriss der elenden Unterkunft eines alten blinden Mannes mit zwei Söhnen, dessen dritter Sohn bereits verstorben war, und der Baubeginn  seines neuen Hauses. Ergreifend waren die Dankesworte des blinden Mannes und bewundernswert, wie die jungen Burschen die Bausteine auf dem Kopf balancierten.

Die tropische Vegetation begegnet uns überall, wie z.B. Papayabäume und Kochbananensträucher. Auch Erdnüsse wachsen in Nigeria, die in Pfannen über offenem Feuer geröstet werden.

Kaplan Henry hat auch dafür gesorgt, dass Augenärzte mehrere Tage für Untersuchungen und Behandlungen zur Verfügung standen. Diese Gelegenheit wurde natürlich von sehr vielen Leuten dankbar in Anspruch genommen, trotz langer Wartezeiten. In Nigeria gehört es zum Alltag, stundenlang zu warten. Vereinbarte Zeiten sind reine Empfehlungen, worauf ich mich erst einstellen musste.

Auf unserem Programm standen auch diverse Besuche, wie zum Beispiel im Knabenseminar, in dem auch Kaplan Henry einst zur Schule ging. Über 260 Schüler sangen und beteten inbrünstig während der Heiligen Messe.

Der zweite Schulbesuch galt einem Gymnasium, wo uns 600 Schüler und Schülerinnen erwarteten und wir vom Direktor sehr freundlich begrüßt wurden. Zum Abschluss gab es nigerianische Musik und Tanz.


KNABENSEMINAR IN IHITTE\UBOMA


GYMNASIUM IM DORF OBOWO


Nicht nur Schulen besuchten wir, sondern auch einmal ein Waisenhaus, wo wir unsere Geschenke übergaben und Kinder für uns zum Dank sangen und beteten. Diese Waisenhäuser leben nur von Spenden und Geschenken.


Im Heimatdorf von Henry besuchten wir auch Miracle und seine Familie, der durch Spendengelder an seinen ehemals deformierten Beinen erfolgreich operiert werden konnte. Die Dankbarkeit und Erleichterung war allen ins Gesicht geschrieben.


Wir statteten auch dem König und der Königin von Umuezegwu einen Besuch ab, die sich über den Besuch aus Europa sehr freuten.


Ein Höhepunkt unseres Aufenthalts war die Überreichung der Patengeschenke an die Patenkinder, die sich riesig gefreut haben. Bei dieser Gelegenheit lernte ich auch meine Patentochter kennen. Die Übernahme einer Patenschaft für ein Kind ist eine wirkungsvolle Möglichkeit, die Armut zu begrenzen, da durch Bildung und Schulabschluss die Chance steigt, eine Arbeitsstelle zu erhalten.
Der Ansturm auf die Beantragung einer Patenschaft war gewaltig.



Für mich war immer sehr berührend die aufrichtige Dankbarkeit der Leute und vor allem die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit der Kinder trotz ihrer Armut und ihres Hungers.


Wohin man als Europäer auch blickt, man könnte überall sofort helfen und tätig sein, was natürlich nicht möglich ist. Trotzdem bin ich sehr dankbar, dass ich ein wenig dazu beitragen konnte, Menschen in Umuezegwu zu unterstützen, was ich auch für die Zukunft vorhabe.

Ich möchte mich nicht nur bei Henry, sondern auch bei seiner Familie herzlich bedanken, die uns warmherzig und offen bei sich aufgenommen und für unser Wohlbefinden gesorgt hat.

Nach zehn ereignisreichen Tagen in Nigeria flogen wir am 15.2.24 wieder nach Österreich mit vielen prägenden Erlebnissen und Eindrücken zurück.